Dekubitus ist ein im Rahmen der ambulanten und stationären Pflege leider häufig anzutreffendes Problem, das im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Wundliegen bezeichnet wird. In Deutschland leiden circa 750 Tausend bis 1,5 Millionen Patienten an der Dekubitalulzera, die häufig nur als untergeordneter Nebeneffekt einer ärztlichen oder pflegerischen Behandlung eingestuft wird, in Wirklichkeit aber für den Betroffenen ein gravierendes gesundheitliches und in vielen Fällen auch psychisches Risiko darstellt. Durch die Alterung der Gesellschaft wird dieses Thema in Zukunft sogar noch relevanter. Es ist deshalb eine vorrangige Aufgabe der in der Pflege tätigen Institutionen, für dieses Thema zu sensibilisieren und das Problem durch geeignete Vorsorge- und Therapiemaßnahmen insbesondere auch in der häuslichen Pflege zu beheben.
Wodurch entsteht Dekubitus?
Als Dekubitalulzera wird jede Form von Haut- und Gewebeschädigung verstanden, die bei Patienten entstehen kann, die aufgrund einer Erkrankung oder ihres Alters über längere Zeit in einer liegenden oder sitzenden Stellung verharren müssen. Die Schädigung entsteht durch die Belastung der Haut und darunterliegender Gewebeschichten bei einwirkenden Druck-, Scher- oder Reibungskräften, die an allen Körperstellen auftreten können, die diesen Kräften stetig ausgesetzt sind. Dabei sind besonders Stellen an Knochenvorsprüngen betroffen. Am häufigsten treten die Schäden deshalb am Steißbein und an der Ferse auf. Während ein normal beweglicher Mensch bei Druckbelastungen des Körpers nach kurzer Zeit eine Veränderung seiner Position vornimmt, ist dieser Effekt bei älteren oder kranken Personen eingeschränkt. Bei älteren Menschen wird dieses Problem auch dadurch verstärkt, dass die Fähigkeit zur Druckwahrnehmung mit der Alterung der Haut abnimmt. Eine Entlastung der betroffenen Hautpartien findet deshalb in geringerem Maße statt und im Ergebnis kommt es dann zur Schädigung des Gewebes. Diese Schädigung einsteht durch die Unterbrechung der arteriellen Blutzufuhr und des venösen Blutabflusses, was im Ergebnis vor allem dazu führt, dass die entsprechenden Körperteile zu wenig mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden.
Die 7 wichtigsten Maßnahmen zur Dekubitus-Prophylaxe
Ist der Dekubitus erst aufgetreten, ist eine Therapie aufwändig und langwierig. Deshalb ist der beste Weg, dieses Problems Herr zu werden, schon im Vorfeld alle Maßnahmen zu ergreifen, damit ein Druckgeschwür gar nicht erst entsteht. Zu den wichtigsten Schritten in diesem Zusammenhang zählen die folgenden Maßnahmen:
• Die Risikofaktoren des Pflegebedürftigen sollten frühzeitig überprüft werden. Üblicherweise werden diese Faktoren mittels einer Skala bewertet, die eine Bestimmung des Gefährdungsgrads des Betroffenen ermöglicht. Eine der anerkanntesten Skalen ist die sogenannte Braden-Skala, die zur Bewertung der Ist-Situation des Patienten das Maß seiner Aktivität und Mobilität ebenso hinzuzieht wie sein sensorisches Empfindungsvermögen und seine Ernährung.
• Ein Dekubitus ist in jeder seiner vier Stadien mit bloßem Auge erkennbar. Eine wichtige Maßnahme der Prophylaxe ist deshalb, die für eine Erkrankung besonders anfälligen Körperstellen regelmäßig auf Zeichen einer Druckbelastung abzusuchen. Ein Dekubitus kann schon im ersten Stadium leicht mit Hilfe des Fingertests identifiziert werden, bei dem man auf eine gerötete Hautstelle des Patienten mit dem Finger drückt. Wenn die Haut dann nicht blasser wird, handelt es sich schon um einen Dekubitus im Stadium I.
• Die wichtigste konkrete Vorbeugemaßnahme ist die Mobilisierung des Patienten. Diese sollte zunächst darin bestehen, ihn zu einer aktiven Sitz- beziehungsweise Liegehaltung zu ermuntern. Schon kleine und kleinste Bewegungen können hier einen positiven Effekt haben. Je nach körperlicher Verfassung des Betroffenen sollten zudem konsequent und regelmäßig Bewegungsübungen durchgeführt werden. Das kann auch bereits das Aufsetzen am Bettrand oder das Gehen mit Unterstützung der Pflegekraft sein. Sollte dies aufgrund der Situation des Betroffenen nicht möglich sein, ist die aktive Umlagerung des Patienten durch die Pflegekraft unumgänglich, wobei hier einer 30-Grad-Lagerung der Vorzug zu geben ist, bei welcher der Patient, durch zwei Kissen gestützt, entweder auf der rechten oder linken Gesäß-, bzw. Körperhälfte liegt.
• Auch die geistige Beweglichkeit eines Betroffenen kann die Entwicklung eines Dekubitus verhindern. Geistige und körperliche Fitness gehen einher, sodass die Anregung eines Patienten, sich geistig zu betätigen, zum Beispiel durch Hobbies, Zeitung lesen oder persönliche Gespräche, zu einem wichtigen Instrument der Dekubitus-Vorbeugung gehören kann.
• Manche Pflegebedürftigen haben Schwierigkeiten, sich aktiv zu betätigen, entweder weil sie durch Krankheit oder ihr Alter dazu körperlich nicht mehr in der Lage sind oder es einfach ablehnen. Ein Grund dafür kann sein, dass der Patient an einer Störung seines Körperbilds und seiner körperbezogenen Wahrnehmung leidet, die oftmals durch eine gewisse Reizarmut begründet ist. In der Pflege kann diesem Mangel durch Mikro-Simulations-Systeme entgegengewirkt werden. Diese sorgen für eine einheitliche Auflagefläche des Körpers und damit zu einer gleichmäßigen Druckverteilung. Gleichzeitig stimulieren sie den Patienten durch konstante kleine Bewegungen unter anderem zu einer verstärkten Eigenbewegung und verbessern so sein Körperbild.
• Eine gute und ausgewogene Ernährung kann zwar die Entstehung eines Dekubitus nicht komplett verhindern, verbessert aber die dekubitogenen Risikofaktoren wie zum Beispiel den Zustand der Haut des Pflegebedürftigen. Zu einer solchen Ernährung muss vor allem eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen (z.B. Zink, Natrium, Calcium und Kalium) gehören. Sie wird durch ein abwechslungsreiches Angebot an Lebensmitteln gewährleistet.
• Eine ebenso wichtige prophylaktische Maßnahme ist die Hautpflege des Patienten. Ziel ist es dabei vor allem, die Haut intakt zu halten, da eine geschädigte Haut das Dekubitusrisiko deutlich erhöht. Dabei muss immer abgewogen werden, wann eine Waschung sinnvoll ist, denn ein zu häufiges Waschen greift den natürlichen Schutzmantel der Haut an und kann so auch eine kontraproduktive Wirkung haben. Das Waschen sollte also auf das nötige Maß beschränkt werden und in diesem Fall mit kühlem Wasser ohne Waschzusätze erfolgen, da warmes Wasser die Haut stärker schädigt. Ist der Einsatz von Reinigungssubstanzen unabdingbar, sollten flüssige, waschaktive Substanzen zum Einsatz kommen, die über einen hohen Anteil an rückfettenden Bestandteilen verfügen. Dabei ist auch auf die Hautbeschaffenheit des Pflegebedürftigen Rücksicht zu nehmen.
Das Krankheitsbild Dekubitus ist aufgrund seiner vielfältigen Erscheinungsformen und Ausprägungen ein fachübergreifendes Thema, bei dem nicht nur die in der Pflege tätigen Institutionen, sondern auch Ärzte und Kostenträger eng zusammenarbeiten müssen, um ein möglichst optimales Ergebnis für die Betroffenen zu erzielen. Unserer 24-Stunden-Betreuungskräfte sind für dieses Thema ebenfalls sensibilisiert und führen in Absprache mit medizinischen Fachleuten die notwendigen prophylaktischen Maßnahmen durch. Eine darüberhinausgehende Behandlung des Erkrankten nimmt dann der zuständige Arzt oder Ambulante Pflegedienst vor. Ziel muss es sein, nicht nur die hohen Folgekosten zu vermeiden, sondern durch ein schnelles Erkennen und Behandeln des Dekubitus das Leiden der Patienten zu minimieren.